Dienstag, 6. Dezember 2016

Es gibt zu viele Ja-Aber-Menschen!

Bei einer Radiokollegin habe ich den Satz aufgeschnappt: „Es gibt zu viele Ja-Aber-Menschen!“ Und sie hat die Aussage auch näher erklärt. Es falle ihr auf, dass sich viele Menschen nicht mehr vorbehaltlos über etwas freuen können. Immer müsse ein Aber nachgeschoben werden. Im Nachdenken darüber, musste ich ihr Recht geben. Ja, aber … „Es war perfektes Wetter aber wir hatten etwas kühlen Wind.“ „Die Sonne schien wunderbar aber sie ist doch auch gefährlich, verursacht doch Hautkrebs.“ „Das Essen im Restaurant war grossartig aber wir mussten etwas lange darauf warten.“ Ja-Aber-Menschen. Das Aber zerstört. Die Freude. Das Glück. Die Atmosphäre. Die Begeisterung. Den Urlaub.
Gestern traf ich einen Freund. Während ich Jungpfarrer coache, coacht er Führungspersonen im Schweizer Militär. Und da kamen wir ebenfalls auf dieses zerstörerische Aber zu sprechen. Dabei erzählte er mir, dass er einem hochrangigen Offizier nach dessen Kadersitzung verboten habe, das Wort  Aber weiter zu benutzen. Der Vorgesetzte lobte zwar – wie man es gelernt hat – erst einmal seine Mitarbeiter. Das Aber, „ihr müsst noch viel besser werden“, hat dieses Lob gleich wieder zerstört.
Das Aber muss nicht sein. Wir könnten doch wie die Jugend sagen: Das war ein super Tag. Der Anlass war echt fett. Die Party war einfach cool. Du bist schlechthin der Hammer. Es ist nicht nötig, dass wir alles Schöne und Gute mit einem Aber demontieren, kaputt machen. Wir könnten uns doch vorbehaltlos freuen. Am Wetter. Der Bergtour. Einer Begegnung. Einem Nachtessen: Ohne Aber, einfach schön!
Christoph Gysel

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