Donnerstag, 30. Juni 2016

Wahre Grösse

Menschen sind verschieden. Sehr sogar. Ihre Charaktere. Ihre Begabungen. Unglaublich vielfältig. In diesen Wochen hatte ich die Chance, viele unterschiedliche Menschen zu beobachten, zu erleben. Kompetente Chirurgen. Geduldige Patienten. Fürsorgliches Pflegepersonal unterschiedlicher Nationalität; seriöse, fachlich versierte, witzige, freundliche, dienstbereite… In Krankenhäusern kann man verschiedene Menschen beobachten.
Und ich hatte Zeit dazu. Viel Zeit.
Welche all dieser Menschen mir wohl den grössten Eindruck hinterliessen?
Wohl jene, die in aller Selbstverständlichkeit die kleinen und undankbaren Arbeiten verrichteten. Sich nicht zu schade waren, mir selbst den Hintern zu putzen.
Echt bewundernswert.
Vielleicht bräuchte unsere Gesellschaft etwas weniger Leute mit einem grossen Maul.

Dafür aber mehr Menschen, die bereit sind, zu dienen. Sind es nicht die uneigennützigen dienenden Menschen, welche auch die Freie FerienrepublikSaas-Fee so grossartig machen? Ich denke an jenen Rentner, der seine Wanderwegegrossartig unterhält. Oder an jenen Postbuschauffeur, der einfach nur freundlich und hilfsbereit ist. Grossartige Konzepte alleine verbreiten keine wohltuende Atmosphäre. Dienstbereite, freundliche Menschen hingegen schon.

Christoph Gysel




Heimatsehnsucht nach dem Saas

Freiwillig sollte man die Freie Ferienrepublik Saas-Fee nicht verlassen. Wer hier Heimat gefunden hat, dem ist die Fremde schmerzhaft fremd. Und dann kommt noch diese tiefe Sehnsucht. Nach den geliebten Bergen. Der gesunden, feinstaubfreien Luft. Den Gletschern. Den authentischen alten Häusern. Den Gämsen, Murmeltieren und Steinböcken. Den eigenen und doch so liebenswerten Saasern. Nein, wer im Saastal Heimat gefunden hat, dürfte eigentlich nie weggehen. Es müssten denn existentielle Gründe vorliegen. 

Warum ich so sentimental schreibe? Ganz einfach. Ich bin zur Zeit nicht im Saas, sondern eben in der Fremde. Liege wieder einmal in einem Spitalbett in Bern. Gezwungenermassen. Denn in der Freien Ferienrepublik fehlt unter anderem ein Krankenhaus mit entsprechenden Chirurgen. Aber ich leide. Nicht bloss an den Folgen der Operation. Die Temperaturen hier sind selbst in der Nacht unerträglich drückend. Lärm und Hektik sind nicht gesundheitsförderlich. Ich sehne mich nach dem Saas. Nach den Bergen. Nach dem Paradies. Nach der Heimat.

Vielleicht kommt nun der Einwand, ich sei doch auch im Kopf krank. Leide noch an den Auswirkungen der Narkose. Im Saas erfährst du doch bloss Kritik, Ablehnung. Selbst dein literarisches Schaffen wird ausserhalb des Wallis doch mehr gewürdigt als da. Trotzdem bleibe ich dabei: Das Saas ist halt meine frei gewählte Heimat. Und ich warte darauf, heimgehen zu können.

Christoph Gysel

„In der Fremde erfährt man, was die Heimat wert ist und liebt sie dann umso mehr.“
Ernst Wichert


Saaser Bergfrühling – Fun für die Seele

Die Faszination ist gross für mich. Kaum schmilzt der Schnee durch die intensive Saaser Sonne, spriesst und blüht es vielfältigst im mediterranen Saastal. Der Bergfrühling in der FreienFerienrepublik Saas-Fee zieht nicht bloss profunde Kenner in seinen Bann. Auch fachunkundige Geniesser sind fasziniert. Unglaublich, was hier - umgeben von den höchsten Viertausendern der Schweiz - alles blüht. Nein, nicht bloss Enziane und Edelweiss. Eine immense Vielfalt. Intensivste Farben. Auch absolut seltene Pflanzen. Und Felder von Alpenrosen. „Blumen sind das Lächeln der Erde.“ Ralph Waldo Emerson hatte mit dieser Feststellung Recht. Es lohnt sich wirklich, den Bergfrühling im Saas zu erleben. Das ist nicht bloss schön. Es tut einfach gut, diese Pracht einzusaugen. Oder wie es Alexander von Humboldt gesagt hat: „Die Natur muss gefühlt werden.“
Klar könnte man nun behaupten, dass ein Blumenspaziergang oder eine genüssliche botanische Wanderung keine sportlichen Highlights seien. Dafür aber „Fun für die Seele“ wie ein mir sehr nahestehender Theologe jeweils zu sagen pflegt. Noch spiritueller bezeichnete Joseph von Eichendorff das Geniessen der Alpenflora, wenn er vom „grossen Bilderbuch das uns Gott draussen aufgeschlagen hat“ spricht.
Verpassen Sie also den Bergfrühling im Saastal nicht.
Im Juli ist übrigens auch die lehrreiche „Alpenblumenpromenade“ in Saas-Grund wieder offen. Ich wünsche jedenfalls viel Genuss und staunendes, wohltuendes Entdecken.



Christoph Gysel