Mittwoch, 29. April 2015

Messegeschichten

Eben bin ich von der BEA zurückgekommen. Zwei Tage durfte ich an dieser beliebten Publikumsmesse in Bern das Saastal „verkaufen“. Und dies in der Rolle als Pfarrer Johann Josef Imseng (1806-1869), dem grossen Saaser Tourismuspionier und ersten Skifahrer der Alpen.

Ich kam mit vielen Besuchern in Kontakt. Begegnete dabei einer überraschend grossen Zahl von Stammgästen. Manche erzählten begeistert von ihren Erlebnissen in der Freien Ferienrepublik Saas-Fee. Grossartige Skiurlaube. Unvergessliche Bergtouren auf die Saaser Viertausender. Einzigartige kulinarische Erlebnisse. Dabei wurde die „Genussmeile“ immer wieder genannt. Auch von tiefen Freundschaften zu den Saaser Gastgebern wurde berichtet. Nur einer berichtete mir von einem negativen Erlebnis. Entgegen der Anschrift draussen, musste er für einen Apfelstrudel mit Vanillesauce und einem Kaffee in einem Restaurant drei Franken mehr bezahlen. Und dies nerve ihn noch heute, sechs Jahre später. Auf meine Bitte, uns doch eine zweite Chance zu geben, ging er nicht ein. Hinterher habe ich mich geärgert, dass ich ihm nicht umgehend die drei Franken zurückerstattet habe. Spannend waren diese Tage auf jeden Fall.

Unvergesslich bleibt mir allerdings die Begegnung mit einem Paar. Die Frau hochschwanger. Der Mann südländisch. Spontan kamen sie auf mich – im alten Pfarrgewand - zu und baten, für sie zu beten. Erst war ich etwas irritiert. Ein Blick in ihre Augen und die Erinnerung, dass ich schliesslich nicht bloss Touristiker, sondern auch noch Pfarrer und Christ bin, führten wohl zu einer sehr ungewohnten Szene in der Messehalle. Ich betete…

Auch das war spannend und gut.



Christoph Gysel



„Gebete wirken mehr, als diese Welt träumt“

Alfred Lord Tennyson


Montag, 20. April 2015

Auftanken



Eine intensive Wintersaison geht zu Ende. Viele grossartige Begegnungen mit Gästen. Anstrengende Sitzungen. Viel Arbeit. Klar, schneemässig war dieser Winter grossartig. Beste Pistenverhältnisse in der ganzen Freien Ferienrepublik Saas-Fee. Die Herausforderungen - insbesondere nach der Aufhebung des Mindestkurses des Schweizer Frankens durch die Nationalbank – waren aber gross. Doch nun ist Zwischensaison. Zeit zur Erholung. Zur Regeneration. Zum Auftanken. Aber auch für Renovationen, Entwicklung von Strategien und Planungen. Und hoffentlich auch eine Zeit für Weiterbildung.
Ich hatte in der vergangenen Woche die Chance, eine besondere Weiterbildung zu geniessen. Ich verbrachte einige Tage in Assisi. Auf den Spuren des Heiligen Franziskus. Auf der Entdeckung seiner Spiritualität. Fasziniert bin ich von seiner Gottesbeziehung. Von der Radikalität seines Glaubens. Seiner kritischen Auseinandersetzung mit dem Wohlstand. Seinem Suchen nach einem Leben im Einklang mit der Natur. Sein umwerfendes Engagement für die Ärmsten. Sein Hinterfragen der scheinbaren Macht. Das faszinierende Beispiel, anders zu leben. Selbstlose Werte zu verfolgen.
Natürlich könnte man nun sagen: Franz von Assisi mag für einen Pfarrer vielleicht die richtige Inspiration sein. Oder der passende Ort, um aufzutanken. Aber nicht für mich.
Gerne gebe ich zu, dass ich mich effektiv nicht primär beim Reisen, am Strand oder beim Golfen erhole. Für mich sind spirituelle Erfahrungen wichtig. Die Auseinandersetzungen mit mir selber. Das Staunen über Gott, seine Liebe und seine Schöpfung, Aber auch das Hinterfragen meiner Lebenskonzepte. Nicht bloss der Körper braucht Erholung. Auch unser Geist braucht Erneuerung, damit er wieder fähig ist, sich den Herausforderungen des Alltags zu stellen. Und diese kommen. Die Sommersaison steht vor der Tür.
Ich wünsche den Gastgebern der Freien Ferienrepublik Saas-Fee – aber auch allen andern – eine gute Zeit. Ganzheitliche Erholung. Und viel Vorfreude auf den Sommer im einzigartigen Saastal.

Tu zuerst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst du das Unmögliche.
Franz von Assisi

Christoph Gysel

Freitag, 10. April 2015

Allalinabfahrt: Mehr als ein Skirennen



Ab heute sind sie wieder los. Die verrücktesten Wintersportler des Alpenraumes. Und dies beim höchstgelegendsten und wohl längsten Skirennen Europas. Unglaublich, wie sich Skifahrer und Snowboarder von 3‘600 m ü. M. über den Gletscher in die Tiefe stürzen. Ein Rennen der Superlative. Passend für die Freie Ferienrepublik Saas-Fee inmitten all der imposanten Viertausender. Ich bewundere diese Sportler, die sich selbst auf den letzten Metern des Rennens, am Rande des Gletscherdorfes Saas-Fee, kaum etwas anmerken lassen von der Strapaze und dem Brennen ihrer übersäuerten Oberschenkel. Wahre Helden!
Über Tausend dieser verrückten Sportler nehmen dieses Jahr an der legendären Volksabfahrt teil. Und dies im Moment bei schönstem Wetter! Imposant. Bewundernswert.
Natürlich kann man sich fragen, ob so ein Rennen vernünftig sei. Ob man sich solche Strapazen überhaupt antun soll. Ob das nicht zu gefährlich sei.
Alexander Solschenizyn hat allerdings schon darauf hingewiesen, dass etwas Risiko durchaus zum Menschsein gehört. Und stellte die Frage: „Wenn wir immer nur vorsichtig sind, sind wir dann noch Menschen?“
Allerdings, es gibt bei der Allalinabfahrt auch die Möglichkeit, den Verrückten nur zuzuschauen. Diesen Event – wie ich – im Zielgelände zu verfolgen. Sonne, Schnee, Gletscher, Viertausender und Rennfieber entspannt bei einem Glas Wein und bester musikalischer Unterhaltung zu geniessen.
Christoph Gysel


Mittwoch, 8. April 2015

Kein Jammertal



„Hier wird nicht gejammert!“ Diese Hausordnung gilt im frisch eröffneten „Raum der Freiheit“ des Künstlers Godi Supersaxo in Saas-Grund. Es hat da Platz für vieles: Ver-rückte Ideen. Totale Kreativität. Überraschendes Querdenken. Unorthodoxe Produkte. Wohltuende Zukunftsträume. Aber jammern ist hier verboten. Schimpfen über Bahnen, Tourismusorganisation, den starken Schweizer Franken, die unfähigen Politiker etc. hat hier keinen Platz. Bringt schliesslich auch nichts. Blockiert bloss neue Ideen. Verhindert die Zukunft. Macht krank.
Der „Raum der Freiheit“ hier in der Freien Ferienrepublik Saas-Fee ist ein grossartiger Ort. In dieser umsatzorientierten, technisierten, negativen Welt von Besserwissern und Fachidioten einen Gegenpol zu schaffen, verdient meinen Respekt. Ich bin überzeugt: unsere Gesellschaft braucht keine „Jammeri“. Sie braucht dringend positive Querdenker, Kreativmenschen. Wir brauchen Verrückte. Solche die ihre Perspektiven noch verrücken lassen.
Natürlich sind schimpfen, jammern und klagen weit verbreitet. Das Leben und die Gesellschaft hingegen positiv zu gestalten ist allerdings anspruchsvoller. Herausfordernder.  Aber sicherlich interessanter, erfolgsversprechender, zukunftsfähiger. Was wäre, wenn nicht bloss im Raum der Freiheit „jammern verboten“ gelten würde? Wenn in der ganzen Freien Ferienrepublik Saas-Fee auf destruktives Schimpfen verzichtet würde? Was wäre, wenn wir mit allen Kräften, mit aller Kreativität, Phantasie und Ver-rücktheit positiv Zukunft träumen und gestalten würden?  Es liegt an uns, Träume zu verwirklichen.