Kein schnelles E-Mail. Nein,
ein richtiger Brief. Meine Adresse auf dem Couvert kunstvoll geschrieben.
Neugierig öffne ich den Umschlag.
Denke allerdings, dass es
sich um eine Reklamation handelt. Nörgeln sei nämlich in der Schweiz zum
Volkssport geworden, habe ich eben im „Blick“ gelesen. Und der muss es ja
wissen. Da wurde auch der Ombudsmann der Schweizer Reisebranche zitiert mit den
Worten: „Es scheint hierzulande Sitte und
Sport zu werden, in den Ferien – anstatt diese zu geniessen – nach
vermeintlichen Unstimmigkeiten und Kleinigkeiten zu suchen.“ Also
vorgewarnt beginne ich zu lesen. Wie vermutet, scheint der Absender ein mir
unbekannter Gast der Freien Ferienrepublik Saas-Fee zu sein. Seit 28 Jahren
komme er regelmässig zu uns. Fühle sich da wohl. Doch dann kommt nicht die
erwartete Reklamation. Im Gegenteil. „Herzlich
möchte ich mich für den spannenden Sagenabend von letzter Woche bedanken. Die
ganze Familie war begeistert. Das absolute Highlight eines unvergesslichen
Urlaubs war dies. Herzlichen Dank! Machen Sie weiter so!“
Von wegen ein Volk von
Nörglern! Ein zufriedener Familienvater, der im Weiteren auch die grossartig präparierten
Skipisten gerühmt hat. Und die wohltuende, natürliche Freundlichkeit der Buschauffeure.
Auch dass er selbstverständlich wiederkommen werde in das kleine Paradies
inmitten der grossartigen Viertausender. Die Freie Ferienrepublik Saas-Fee
bietet offensichtlich alles, was Urlauber wünschen. Klar können auch wir uns
noch verbessern. Für konstruktive Kritik bin ich deshalb dankbar. Angenehm sind
allerdings auch positive, begeisterte Feedbacks zufriedener Gäste.
Klar, der Brief tat gut. Ein
Dankeschön motiviert schliesslich. Ein freundlicher Brief beflügelt. Ist wie
ein ansteckendes Lachen. Was mich wiederum an die Aussage von Joseph Adison
erinnert:
„Was der Sonnenstrahl für die Blumen ist, das sind
lachende Gesichter für Menschen.“
Christoph Gysel