Montag, 30. März 2015

Verrückte Ostern



Die Ostertage haben es in sich. Ich meine nun nicht bloss die Top-Pistenverhältnisse in der Freien Ferienrepublik, welche die zahlreichen Wintersportbegeisterten nochmals herausfordern. Ich denke auch nicht nur an den Osterplausch auf Kreuzboden. Klar wird da die Walliser Stimmungskanone, z‘ Hansrüedi, die Massen begeistern Und das schon kultige Nostalgierennen unvergessliche Emotionen wecken.
Die Eröffnung des „Raums der Freiheit“ am 1. April 2015, um 11.55 Uhr in Saas-Grund – übrigens kein Aprilscherz – wäre auch noch erwähnenswert. Der Feer Künstler und Querdenker Godi Supersaxo wird da nicht bloss sein Atelier haben. Das Multitalent, sein Denken und Schaffen wird an diesem Ort Interessierten zugängig gemacht, die sich auf Verrücktes einlassen wollen.
Klar gibt es in diesen Tagen auch schöne Augenblicke mit der Familie. Ostereiersuche. Zusätzliche Ferientage. Frühlingsgefühle in Beziehungen.
Allerdings ist für mich das eigentliche Geschehen von Ostern das faszinierendste, das verrückteste. Die Auferstehung von Jesus. Und damit verbunden die grossartige Hoffnung der Christen auf ein ewiges Leben. Das packt mich jedes Jahr. Dass ich in diesen Tagen als Pfarrer zusätzliche Gottesdienste zu gestalten habe, ist auf diesem Hintergrund keine mühsame Arbeit für mich. Sondern ein Fest der Hoffnung. Dietrich Bonhoeffer hat übrigens schon festgestellt: „Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln.“
Bei allen sportlichen, kulturellen und familiären Aktivitäten, die in diesen Tagen bei uns inmitten der grossartigen Viertausender zu geniessen sind: Vielleicht lassen Sie sich auch begeistern von Ostern. Und, warum eigentlich nicht einen Ostergottesdienst besuchen…?

Christoph Gysel

„Wer die Osterbotschaft gehört hat, der kann nicht mehr mit tragischem Gesicht herumlaufen und die humorlose Existenz eines Menschen führen, der keine Hoffnung hat.“
Karl Barth

Montag, 23. März 2015

Gebirgsnolenbonus



Was ein Bonus ist, war mir bislang bekannt. „Eine Zahlung zusätzlich zum Gehalt“ (Wikipedia). Dass es solche Boni, Erfolgsprämien bei Bankern und Managern in fast unanständiger Höhe gab und noch gibt, ist eine Tatsache. Eine störende sogar. Denn, „Bonus“ kommt aus dem lateinischen und heisst einfach gut. Und bei manchen Boni in Millionenhöhe sehe ich das Gute nicht. Hinterlassen bei mir einen schalen Geschmack von Ungerechtigkeit, Gier, Abzockerei. Doch möchte ich keine moralische Abhandlung darüber von mir geben.
Letzte Woche bin ich einem ganz anderen Bonus begegnet. Nach einer Sitzung sassen wir noch etwas zusammen. Erzählten plötzlich von unseren Erfahrungen in der Deutschschweiz. Von der grossartigen Unterstützung, welche der unerfahrene Bauführer aus dem Saastal da bekam. Von der Liebe der „Ausserschweizer“ zum Walliser Dialekt. Von der grosszügig erlassenen Verkehrsbusse in Zürich für den unerfahrenen Bergler. Von der Bewunderung der Unterländer für die urchigen, manchmal etwas wilden Gebirgsmenschen. Bis dann der Rechtsanwalt in der Runde diese Erfahrungen zusammenfasste mit dem Satz: „Wir verfügen in der Deutschschweiz halt über einen „Gebirgsnolenbonus“ (Gebirgstrottelbonus).
Dieser Bonus war mir neu. Und ich musste die letzten Tage deshalb oft darüber nachsinnen. Eigentlich schön, wenn wir als urchig, echt, authentisch wahrgenommen werden. Grossartig, wenn der Walliser Dialekt, unsere Heimat und unsere Urtümlichkeit so gut ankommen. Dass wir solch ein Vertrauen geniessen. Dies ist effektiv ein grosser Bonus. Ein riesiges Kapital.
Ich hoffe, dass es uns immer wieder gelingt, verantwortungsvoll damit umzugehen. Denn, Vertrauen ist wichtig, wenn die Unterländer weiterhin zu uns urchigen Berglern kommen sollten.
Dabei gilt es sicher auch die Wahrheit von Michael Douglas im Hinterkopf zu behalten: „Den guten Ruf zerstört man meistens selbst.“

Christoph Gysel


Montag, 16. März 2015

Von der Lust nach mehr…



„Weniger ist mehr!“ So lehrt uns der Volksmund. Und kann doch nicht verhindern, dass der Mensch trotzdem nach mehr strebt. Nach mehr Verdienst. Freizeit. Anerkennung. Komfort. Adrenalinschüben. Selbst im Urlaub möchten wir nur vom Schönsten, Feinsten, Besten, Verrücktesten, geniessen. Klar, der Wunsch nach mehr bezieht sich nicht auf den Preis. Aber sonst ist diese Lust nach mehr allgegenwärtig.

Zum Glück ist die Freie Ferienrepublik ein Ort der Superlativen. Hier kann man effektiv alles – und ein bisschen mehr – erleben. Mehr Sonne als andernorts. Höhere Berge, beeindruckende Gletscher, überwältigende Natur, authentische Bergdörfer, bestpräparierte Pisten bis auf 3‘600 m, die verrücktesten Klettersteige, Top-Gourmetrestaurants. Wer Lust auf mehr hat, findet das bei uns.

Doch wer überzeugt ist, dass weniger mehr sei, kommt im Saastal ebenfalls auf seine Rechnung. Ein inspirierender Spaziergang. Wind und Sonne spüren. „Der Mensch muss nicht die Masslosigkeit aller Dinge sein.“  Diesen Satz habe ich von einem überaus glücklichen Feriengast. Täglich sass er stundenlang mit seiner Tabakpfeife auf dem Sitzplatz. Genoss den grossartigen Blick auf die Mischabelkette, die wärmende Sonne und eben seine Pfeife.

Christoph Gysel



„Wir leben in einer Zeit, in der die Menschen nicht wissen, was sie wollen, aber alles tun, um es zu bekommen.“

Don Marquis




Freitag, 6. März 2015

Vom Glück, etwas verrückt zu sein



 „Nichts macht so alt wie Langeweile?“ Ich kann Kim Basinger verstehen. Langeweile ist tödlich. Bloss, Langeweile muss nicht sein. Zumindest nicht bei uns in der Freien Ferienrepublik Saas-Fee. Im Gegenteil. Da stürzen sich am kommenden Wochenende verrückte Biker die Piste hinunter. Spektakulärer Skicross ist nächstens auch angesagt. Hornschlittenrennen, Unglaubliche Shows der Skischule. Verrückte Kreationen der Gourmetkönige. Aufregende Ausstellungen unserer Künstler. Nein, von Langeweile kann nicht die Rede sein. Erasmus von Rotterdam meinte einst: „Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.“ Vielleicht hatte er Recht. Etwas verrückt zu sein. Das macht das Leben spannend. Verhindert Langeweile. Motiviert. Und bringt in Schwung.
Natürlich muss nicht jeder mit dem Bike auf die Piste. Man muss nicht bei Nacht in die Feeschlucht. Oder sich todesmutig auf einen Hornschlitten setzen. Vielleicht genügt es, den Verrückten zuzuschauen. Oder sich ein eigenes, ungewohntes Programm zu machen. Einfach einmal nichts tun. Die Sonne geniessen. Kein tiefgreifendes Buch zu lesen. Trotz Sonne und wunderbaren Pisten im Bett liegen zu bleiben.  Oder im Bergrestaurant eine doppelte Portion Pommes zu verdrücken, obwohl man auf diesen ungesunden Food das ganze Jahr über verzichtet. In der Freien Ferienrepublik Saas-Fee darf man unbeschwert etwas verrückt sein. Schräg, skurril, verschroben: Irgendwie wohltuend. „Normal“ kann man sich später wieder benehmen.
Und dann habe ich beim grossen Aristoteles noch folgendes motivierende Wort gelesen: „Es gibt kein grosses Genie ohne einen Schuss Verrücktheit!“   




Christoph Gysel