Ganz cool wollte er sein.
Seine Clique beeindrucken. Mit viel Tempo, mit hoch erhobenem Haupt, kam er auf
die Talstation zu. Im letzten Moment erst die elegante Kurve. Und dann so
jämmerlich ausgerutscht auf einer am Boden liegenden Slalomstange, die er in
seinem Imponiergehabe nicht beachtet hatte. Das Gelächter seiner Freunde war
ihm sicher. Ansonsten war nichts passiert. Das Bild war mir aber Anlass, etwas
über die meistverbreitete Freude nachzudenken. Die Schadenfreude.
Wikipedia erklärt diese
Freude wie folgt: „Als Schadenfreude wird
die Freude über das Missgeschick oder Unglück anderer bezeichnet.“
Bloss, warum kann man sich
daran bloss freuen? Obiges Beispiel ist ja noch harmlos. Doch kenne ich Leute,
die sich über den beruflichen Misserfolg anderer freuen. Die sich sogar beim
Konkurs eines „Mitbewerbers“ still freuen. Die grösste Zahl bekennender
Schadenfreudiger war nach dem Einbruch in Dieter Bohlens Villa zu verzeichnen.
10‘000ende haben sich ins Fäustchen gelacht, es dem Lästermaul gegönnt, um
einige Dinge erleichtert worden zu sein.
Interessant ist die
wissenschaftliche Feststellung, dass Kinder unter acht Jahren Schadenfreude
nicht kennen. Schadenfreude sei angelernt. Und wenn der Psychoanalytiker
Sigmund Freud sogar meint, dass Schadenfreude eine Form von Aggression sei,
macht mich dies nachdenklich.
Dass Schadenfreude dem
Lachenden ein paar Glücksmomente schenkt, kann ich nachvollziehen. Was ist aber
mit dem Betroffenen? John Steinbeck hat schon darauf hingewiesen: „Auslachen ist schlimmer als auspeitschen.“
Und der Philosoph Schopenhauer meinte: „Der
schlechteste Zug in der menschlichen Natur bleibt aber die Schadenfreude, da
sie der Grausamkeit eng verwandt ist.“
Schadenfreude mag die einen
zwar erheitern. Für die anderen ist sie aber sehr verletzend. Und das wollen
wir eigentlich nicht. Da gibt es so viele Kampagnen zur Verhinderung von
Unfällen und Verletzungen. Aber auf dem Gebiet der gegenseitigen seelischen
Verletzungen, da machen wir uns einen Spass daraus. Das muss nicht sein. In der
Freien Ferienrepublik erleben wir Dinge, die es sonst nicht gibt. Mehr Sonne.
Mehr Schnee. Beste Pistenverhältnisse. Unzählige Wanderwege. Einzigartige
Gletscher. Die höchsten Viertausender. Gesunde Luft. Intakte Natur. Es wäre
schön, wenn auch das Miteinander idyllisch wäre. Es bei uns möglichst keine
verletzende Schadenfreude mehr gäbe.
Christoph Gysel
„Für die Schadenfreude ist die Freude zu schade.“
Werner Mitsch
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