Dienstag, 6. Dezember 2016

Was ist denn nun Erfolg?

Drei Dankesschreiben liegen zur Zeit auf meinem Schreibtisch. Die Absender, alles Sommergäste, könnten unterschiedlicher kaum sein: Eine Gruppe Behinderter, die diesen Sommer 14 Tage im Saas verbrachte. „Schwere“ Jungs einer Schule, die in einer abgelegenen Hütte bei uns mit dem eigentlichen Leben konfrontiert wurden. Und ein Brautpaar, das ich hier in der Freien Ferienrepublik trauen durfte. Alle waren mehr als zufrieden. Sie bedankten sich. Für den überwältigenden 1. Augustumzug. Den packenden Sagenabend. Den spannenden Vortrag. Die einfühlsame Trauung.
Eines hatten die dankbaren Schreiber aber gemeinsam. Sie wünschten mir zum Schluss weiterhin viel Erfolg. Und dem musste ich noch etwas nachsinnen. Was ist wohl mit Erfolg gemeint? „Der Begriff Erfolg bezeichnet das Erreichen selbst gesetzter Ziele.“ So erklärt Wikipedia jedenfalls die Sache. Und so ist mir der Wunsch auf viel Erfolg eigentlich ganz sympathisch. Im Weiterlesen komme ich aber darauf, dass dies heute vor allem auf das Wirtschaftliche bezogen wird. Erfolg heisst, Gewinne zu erzielen. Dies ist hingegen nicht so meine Welt.
Und dann habe ich bei Daphne du Maurier noch gelesen: „Bei den meisten Erfolgsmenschen ist der Erfolg grösser als die Menschlichkeit.“ Nein, in diesem Sinne wünsche ich mir keinen Erfolg. Doch wenn ich mithelfen kann, dass auch künftig Menschen glücklich und dankbar an ihren Urlaub in der Freien Ferienrepublik Saas-Fee zurück denken, dann bin ich schon zufrieden. In diesem Sinne wünsche ich viel Erfolg.
Christoph Gysel

Echt stark

Bewundert habe ich sie schon immer, die Eishockeyspieler des EHC Saastal. Diese Spitzensportler, die keinen Gegner und kein Wetter fürchten. Überhaupt fasziniert mich Eishockey. Die Kombination von Technik, Schnelligkeit und Kampf ist einfach packend. Klar, je älter und eingeschränkter ich werde, um so schneller fliegen die Sportler über das Eisfeld und flitzt der Puck von einem Spieler zum andern. Die legendäre Heimarena, die Kunsteisbahn „Wichel“ hat es zusätzlich in sich. Da wird noch unter freiem Himmel gespielt. Wohl als einziger 1. Ligaclub der Schweiz. Und so nah am Puck ist man sonst wohl nirgends. So nahe am Geschehen, dass man alles mitbekommt. Feine Nasen sollen ihre Stars sogar am (Schweiss-) Geruch erkennen. Dass die Freie Ferienrepublik Saas-Fee in der 1. Liga mitspielt, ist für ein so kleines Bergtal mit beschränkten Mitteln echt bemerkenswert. Da sind auch aussserhalb des Eises engagierte Menschen am Werk.
Der EHC Saastal ist für den Tourismus eine grosse Bereicherung. Nicht bloss weil dadurch die Kunsteisbahn auch den Gästen zur Verfügung steht. Sei es zum gemütlichen Schlittschuhlaufen oder einer Partie Eisstockschiessen. Nein, ein Hockeymatch unter freiem Himmel, auf diesem Niveau und so nahe am Geschehen: das ist ein Event, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Dazu sind die Cracks wichtige Vorbilder. Und zwar nicht bloss auf dem Eis. Sie stehen auch ihren Mann oder ihre Frau im Berufsleben. Auch da sind sie mit vollem Einsatz dabei. Solche zielorientierten Sportmenschen auch in unseren touristischen Betrieben zu haben, ist grossartig. Und ein grosser Gewinn für das ganze Tal
Ich wünsche dem EHC Saastal viel Erfolg. Für die erste Mannschaft das Erreichen der Playoffs. Und dort ein paar grössere Überraschungen. Und allen Gästen und Einheimischen unvergessliche Stunden in der Naturarena „Wichel“.
Christoph Gysel, Vizepräsident von Saas-Fee/Saastal Tourismus und Tourismuspfarrer

Oh diese Jugend!

Dorfrundgänge mit Schulklassen. Sagenabende mit Jugendgruppen. Vorträge über die Geschichte des Saastals bei Teenagern. In diesen Wochen bin ich viel mit Jugendlichen zusammen, welche die Freie Ferienrepublik Saas-Fee kennen lernen. Lasse mich anstecken von ihrer Neugier, der Keckheit, den Träumen und ihrem Idealismus. Und das als bald 60-jähriger „Grufti“. Klar, ich halte auch Vorträge bei Senioren. Zeige auch älteren Menschen die authentischen Bergdörfer. Aber in diesen Wochen bin ich intensiv mit Jugendlichen unterwegs. Sehr viele Schulklassen und jugendliche Skifahrer beleben unser Saastal. Und ich darf dabei sein. Zugegeben, sie können laut sein. Euphorisch. Begeistert. Den Kopf voller Flausen. Sie haben Ideale, Sinn für Gerechtigkeit, Träume, Ideen, Power, den Glauben, die Welt verbessern zu können. Sie hinterfragen unsere Werte und Lebensgewohnheiten. Und dies kann ältere Leute wie mich stressen. Doch sie leben. Und sie erinnern uns an uns selber. Daran, dass auch wir einst die Welt verändern wollten. Es aber nicht geschafft haben ...
Ich freue mich darüber, dass junge Menschen noch Träume haben. Dass sie die Welt verändern möchten. Ideale haben. Es anders machen möchten als wir. Gerechter. Nicht bloss Geldgesteuert. Ihre Werte leben. Ich möchte der Jugend nicht im Weg stehen mit meiner Besserwisserei oder sogenannter Erfahrung. Ich möchte sie ermutigen ihren Weg zu gehen. Und wenn sie noch etwas von mir, dem Alten wissen möchten, dann bin ich gerne bereit dazu. Deshalb investiere ich einen grossen Teil meiner Zeit in das Coaching junger Menschen.
Unbestritten ist, dass Menschen über 50 Veränderungen blockieren. Junge Menschen mögen zwar Fehler machen, doch selbst falsche Entscheidungen sind besser als blosses Bewahren und Blockieren. Von daher würde ich mich freuen, - denn es ist für die Freie Ferienrepublik Saas-Fee überlebenswichtig - , wenn sich für die kommenden Gemeinderatswahlen auch 20-40-jährige zur Verfügung stellen würden. Nicht aufhalten lassen! Johann Wolfgang von Goethe hatte schliesslich schon festgestellt: „Man muss jung sein, um grosse Dinge zu tun!“
Für mich ist es ein Geschenk, dass ich so viel mit jungen Menschen zusammen sein darf. Klar kann ich da etwas Wissen vermitteln. Allerdings bin ich es, der profitiert. Ihre Begeisterung, ihre Kreativität, ihre schrägen Ideen, die noch nicht blockiert sind mit dem „das geht doch nicht“, all dies ist eine unglaubliche Inspiration für mich.
„Man braucht sehr lange um jung zu werden.“Pablo Picasso

Voll fett!

Gleich ist es Mitternacht. Und ich bin eben zurückgekommen von der idyllischen Grubenalp, weit über Saas-Balen. Ich war eingeladen von einer Schule, die in einer einfachen Alphütte eine für die Kids sehr ungewohnte, handyfreie, naturnahe und herausfordernde Woche gestaltete. Auch sportlich haben sie viel unternommen. So sind sie heute von Saas-Almagell bis zur Grubenalp gewandert. Und dann haben sie miteinander auf dem offenen Feuer gekocht. Anschliessend dann eben dieser grossartige Abend. Ich bin noch ganz aufgewühlt.
Wir sassen vor der Hütte um ein knisterndes Feuer. Die imposante, nächtliche Silhouette der Mischabelkette als grandiose Kulisse. Äusserst aufmerksame Zuhörer. Ich durfte alte Sagengeschichten lesen und kommentieren. Die Jugendlichen hineinnehmen in alte Zeiten. Von unheimlichen Geschehnissen erzählen. Da reden wir uns ein, dass die heutige Jugend schwierig sei, sich nicht mehr konzentrieren könne und sich kaum mehr begeistern lasse. Stimmt nicht. Gebannt hingen die Jugendlichen an meinen Lippen. Ausser dem Knistern des Feuers war nichts zu hören. Für mich war es ebenfalls ein einmaliges Erlebnis. Gegenüber der höchsten Schweizer Berge, an einem idyllischen Naturort, am knisternden Lagerfeuer, zusammen mit begeisterungsfähigen Jugendlichen in die Geschichte und die Sagenwelt abzutauchen: das war einfach grossartig. Oder „voll fett“ wie die jungen Gäste der Freien Ferienrepublik Saas-Fee es formulierten.
Christoph Gysel

Es gibt zu viele Ja-Aber-Menschen!

Bei einer Radiokollegin habe ich den Satz aufgeschnappt: „Es gibt zu viele Ja-Aber-Menschen!“ Und sie hat die Aussage auch näher erklärt. Es falle ihr auf, dass sich viele Menschen nicht mehr vorbehaltlos über etwas freuen können. Immer müsse ein Aber nachgeschoben werden. Im Nachdenken darüber, musste ich ihr Recht geben. Ja, aber … „Es war perfektes Wetter aber wir hatten etwas kühlen Wind.“ „Die Sonne schien wunderbar aber sie ist doch auch gefährlich, verursacht doch Hautkrebs.“ „Das Essen im Restaurant war grossartig aber wir mussten etwas lange darauf warten.“ Ja-Aber-Menschen. Das Aber zerstört. Die Freude. Das Glück. Die Atmosphäre. Die Begeisterung. Den Urlaub.
Gestern traf ich einen Freund. Während ich Jungpfarrer coache, coacht er Führungspersonen im Schweizer Militär. Und da kamen wir ebenfalls auf dieses zerstörerische Aber zu sprechen. Dabei erzählte er mir, dass er einem hochrangigen Offizier nach dessen Kadersitzung verboten habe, das Wort  Aber weiter zu benutzen. Der Vorgesetzte lobte zwar – wie man es gelernt hat – erst einmal seine Mitarbeiter. Das Aber, „ihr müsst noch viel besser werden“, hat dieses Lob gleich wieder zerstört.
Das Aber muss nicht sein. Wir könnten doch wie die Jugend sagen: Das war ein super Tag. Der Anlass war echt fett. Die Party war einfach cool. Du bist schlechthin der Hammer. Es ist nicht nötig, dass wir alles Schöne und Gute mit einem Aber demontieren, kaputt machen. Wir könnten uns doch vorbehaltlos freuen. Am Wetter. Der Bergtour. Einer Begegnung. Einem Nachtessen: Ohne Aber, einfach schön!
Christoph Gysel

Was man erlebt haben muss...

Es gibt Dinge, die sind für bestimmte Menschen wichtig. Sportler müssen olympische Spiele erlebt haben. Grosse Politiker sollten eine Rede vor der UNO-Vollversammlung zum Besten gegeben haben. Wirtschaftsbosse eine Einladung zum WEF erhalten haben. Doch allenfalls gäbe es da noch etwas Grösseres. Besseres. Genüsslicheres. Und erst noch für normale Menschen wie dich und mich.
Die Genussmeile in Saas-Fee. Am 11. September 2016 geht sie einmal mehr über die Bühne. Nicht Sport, grosse Reden oder Kinderstars stehen im Zentrum. Nein, du und ich dürfen gemütlich mit dabei sein, beim verrücktesten und zugleich genüsslichsten Event des Jahres in der Freien Ferienrepublik Saas-Fee.
Kulinarische Highlights. Tradition. Gemütlichkeit. Grossartige Stimmung im ganzen Dorf. Genuss pur. Geselligkeit. Beeindruckende Einblicke in alte Zeiten. Fröhliche Menschen. Die Begeisterung für diesen wirklich einzigartigen Anlass ist gross. Sogar Stammgäste des Saastales buchen regelmässig dieses spezielle Septemberwochenende und stürzen sich in historische Gewänder.
Wenn es diesen Anlass nicht schon gäbe, müsste man ihn erfinden. Wenn man sich etwas Gutes tun möchte, sollte man ihn deshalb auch nicht verpassen. Wann hat man sonst schon die Gelegenheit, sich von so vielen hochkarätigen Gourmetköchen verwöhnen zu lassen? So hervorragende Spitzenweine im authentischen Gletscherdorf zu geniessen? Gemütlichkeit inmitten der imposanten Viertausender zu zelebrieren?
Die Hoteliers von Saas-Fee zahlen mich übrigens nicht für diesen Werbeblog. Seit Jahren bin ich aber ganz freiwillig an diesem Anlass dabei. Erscheine als Pfarrer Johann Josef Imseng, dem grossen Pionier des Saastales, der vor gut 150 Jahren den Tourismus ins Tal gebracht hat. Und als erster Skifahrer der Alpen in die Geschichte einging. Gerne engagiere ich mich an diesem Anlass. Denn der Event ist wirklich cool. Ein Erlebnis, selbst für einen alternden Pfarrer wie mich. Da muss man einfach dabei sein. Nähere Infos unter www.saas-fee.ch/nostalgische-genussmeile
Christoph Gysel 

Abschiessen!


Wenn ich ans Saastal denke, dann habe ich meist gute Gedanken. Rede und schreibe dann sogar meist von einem Paradies. So habe ich eben für eine Zeitschrift einen umfangreichen Artikel über das Saas abgegeben. Vom fast perfekten Paradies habe ich geschrieben. Überwältigende Viertausender, imposante Gletscher, feinstaubfreie Luft, authentische Bergdörfer, viel Sonne, einzigartige Natur, grossartige Menschen: ein Paradies.
Und dann erreicht mich wieder dieses Wort: „abschiessen“. Nicht beim Fussball. Auch nicht auf den Wolf bezogen, der unzählige Schafe reisst. Nein, ein renommierter Hotelier und Familienvater spricht vom Kurdirektor. Er werde alles unternehmen, ihn abzuschiessen. Abschiessen. Klar, man kann Vorlagen, Ideen, Vorstösse, Kampagnen etc. bekämpfen, abschiessen. Aber Menschen? Wo sind wir da gelandet? Menschen abschiessen? Er hätte dies nicht wörtlich gemeint. Eine zu billige Ausrede. Und was sein minderjähriger Sohn mit solchen Worten macht, lässt Ungutes erahnen. Abschiessen. Hinter solchen Phrasen verstecken sich für mich Denkfaulheit, Verweigerung sich mit Problemen ernsthaft auseinander zu setzen und Arroganz. Vielleicht auch einfach Bösartigkeit.
Das Wort „abschiessen“ sollten wir nicht mehr benutzen. Auch nicht bei unfähigen Politikern, die nur wegen der Sitzungsgelder in Gremien sitzen. Besser wäre es, wenn wir solche Typen nicht mehr wählen. Aber „abschiessen“ geht nicht. Deshalb gebe ich nun auch nicht die Namen derer frei, die mir das Schreiben schon lange verbieten möchten, mich abschiessen wollen. Abschiessen geht nicht. Ich möchte lernen, mein Gegenüber zu verstehen. Ich will mich bemühen, auch seine Sicht zu begreifen. Ich möchte andere Meinungen prüfen, differenziert denken. Ich möchte Menschen, auch Kinder, fördern, als vernünftige Persönlichkeiten zu handeln und zu denken. Ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, dass es in dieser Welt zivilisierter und weniger boshaft zu und her geht. Und das fängt beim Reden an. Vielleicht bin ich ein Träumer. Doch Träume können manchmal in Erfüllung gehen.
„Wenn einer allein träumt, bleibt es ein Traum. Wenn aber alle gemeinsam träumen, wird es Wirklichkeit.“
Hélder Câmara
Christoph Gyselsel