Freitag, 24. Oktober 2014

Von Stammgästen lernen



Unbestritten, die Freie Ferienrepublik ist ein Paradies. Die Natur. Die Berg- und Gletscherwelt. Die unzähligen Sonnenstunden. Eigentlich gibt es keinen Grund, das Saastal zu verlassen. Trotzdem war ich in diesen Tagen in der „Ausserschweiz“. Wohlverstanden unter einer dicken Hochnebeldecke. Berufliche Verpflichtungen, Vorträge und Sitzungen zwingen mich von Zeit zu Zeit zu solchen Reisen. Meistens nutze ich solche Gelegenheiten, um Stammgäste der Freien Ferienrepublik Saas-Fee zu treffen. Unter anderen besuchte ich dieses Mal ein älteres Ehepaar. Treue Stammgäste. Seit Jahren engagiert sich der Mann sogar an den 1. Augustfeierlichkeiten in Saas-Almagell als Wilhelm Tell. Eine echte Bereicherung dieses Anlasses. Vom Staatswein der Freien Ferienrepublik Saas-Fee ist er übrigens absolut begeistert. Deshalb lieferte ich ihm bei dieser Gelegenheit gleich noch zwei Karton von diesem edlen Tropfen. Das Ehepaar aus Uster ist absolut fasziniert von unserer Destination. Bei meinem Kurzbesuch waren die Beiden gerade an den Vorbereitungen für eine Einladung am Abend. Sie haben Freunde zum Racletteschmaus geladen. Das Wohnzimmer war geschmückt. Walliser Fahnen, sogar diejenige von Saas-Almagell, waren gehisst. Ich war beeindruckt. Stammgäste, welche grossartige Botschafter unseres herrlichen Tales sind.
Auf der Heimfahrt zurück ins Saas hat mich dies weiter beschäftigt. Habe mich gefragt, ob die Dauerbewohner der Freien Ferienrepublik von den Stammgästen nicht noch etwas lernen könnten. Von ihrem begeisterten Engagement für das Saastal. Natürlich kann man sich an das Paradies gewöhnen, wenn man immer da wohnt. Nimmt die Schönheiten nicht mehr so wahr. Dafür fixiert man sich mehr auf Unzulänglichkeiten. Schimpft über die Tourismusorganisation oder die Bergbahnen. Blickt neidisch auf erfolgreichere Vermieter. Pflegt den „Dörfligeist“. Die Kritiksucht. Und vergisst das Paradies. Verliert die Begeisterung und auch jegliches positives Engagement. Johannes Mario Simmel hat zwar gemeint: „Es ist besser, das eigene Nest zu beschmutzen als fremde.“ Doch denke ich, dass wir besser beides sein lassen. Wir könnten erfolgreichere Botschafter unseres Tales sein. Ich möchte jedenfalls lernen von unsern Stammgästen.


 
Christoph Gysel

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