Der Schock sitzt immer noch
tief. Der Entscheid der Schweizer Nationalbank, den Euromindestkurs aufzuheben,
hat beängstigende Auswirkungen insbesondere für den Tourismus. Plötzlich ist
der Urlaub für unsere Eurogäste 20% teurer. Als ob wir für sie nicht vorher
schon teuer genug gewesen wären… Der starke Schweizer Franken. Bricht er dem
Tourismus das Genick? Gibt es überhaupt Mittel, diese Herausforderung
erfolgreich zu meistern? Selbst Fachleute sind etwas ratlos. Sie reden von
Qualitätsverbesserung oder Mehrwert, den es den Gästen zu bieten gelte. Klar,
die Freie Ferienrepublik Saas-Fee hat viel zu bieten. Imposante Viertausender.
Top Skipisten. Gastronomie mit höchster Qualität. Nachhaltigkeit. Authentische
Bergdörfer. Grossartige Gastgeber. Bloss, preiswert ist dieses einzigartige
Ferienerlebnis halt schon nicht mehr. Ich bin gespannt, wie die
Tourismusverantwortlichen auf diese Herausforderung weiter reagieren.
Ich als Pfarrer – ich habe
neben dem Schreiben wirklich noch einen anständigen Beruf – darf dabei sicher
auf einen besonderen Aspekt hinweisen: Solidarität. Ich rechne damit, dass
Stammgäste uns die Treue halten. In dieser schwierigen Zeit weiter zu uns
kommen. Nicht einfach zu Schnäppchenjägern werden. Ich hoffe, dass gerade auch
Schweizer jetzt erst recht Urlaub bei uns buchen. Ja, ich träume davon, dass
nicht bloss der Franken stark ist, sondern auch die Solidarität.
Bei einem Gespräch wurde mir
gestern zwar erklärt: „Solidarität gehe
nur bis zum Geldbeutel. Dann hört sie auf.“ Als Optimist glaube ich, dass
es auch anders sein kann. Solidarität fängt eigentlich erst beim Geldbeutel an.
Ich schäme mich nicht, an diese Solidarität zu appellieren. Sie werden es nicht
bereuen. Denn wir werden alles daran setzen, dass Urlaub bei uns ein
einzigartiges Erlebnis bleibt. Dazu bin ich überzeugt, dass diese
zugegebenermassen nicht einfache Situation uns alle näher zusammen führt. Freundschaften
entstehen, die stärker als jede Währung sind.
Christoph Gysel
„Solidarität ohne persönlichen Verzicht ist Heuchelei.“
Egon P.S. Zehnder