Sonntag, 25. Januar 2015

Wenn doch nicht bloss der Franken stark wäre…



Der Schock sitzt immer noch tief. Der Entscheid der Schweizer Nationalbank, den Euromindestkurs aufzuheben, hat beängstigende Auswirkungen insbesondere für den Tourismus. Plötzlich ist der Urlaub für unsere Eurogäste 20% teurer. Als ob wir für sie nicht vorher schon teuer genug gewesen wären… Der starke Schweizer Franken. Bricht er dem Tourismus das Genick? Gibt es überhaupt Mittel, diese Herausforderung erfolgreich zu meistern? Selbst Fachleute sind etwas ratlos. Sie reden von Qualitätsverbesserung oder Mehrwert, den es den Gästen zu bieten gelte. Klar, die Freie Ferienrepublik Saas-Fee hat viel zu bieten. Imposante Viertausender. Top Skipisten. Gastronomie mit höchster Qualität. Nachhaltigkeit. Authentische Bergdörfer. Grossartige Gastgeber. Bloss, preiswert ist dieses einzigartige Ferienerlebnis halt schon nicht mehr. Ich bin gespannt, wie die Tourismusverantwortlichen auf diese Herausforderung weiter reagieren.
Ich als Pfarrer – ich habe neben dem Schreiben wirklich noch einen anständigen Beruf – darf dabei sicher auf einen besonderen Aspekt hinweisen: Solidarität. Ich rechne damit, dass Stammgäste uns die Treue halten. In dieser schwierigen Zeit weiter zu uns kommen. Nicht einfach zu Schnäppchenjägern werden. Ich hoffe, dass gerade auch Schweizer jetzt erst recht Urlaub bei uns buchen. Ja, ich träume davon, dass nicht bloss der Franken stark ist, sondern auch die Solidarität.
Bei einem Gespräch wurde mir gestern zwar erklärt: „Solidarität gehe nur bis zum Geldbeutel. Dann hört sie auf.“ Als Optimist glaube ich, dass es auch anders sein kann. Solidarität fängt eigentlich erst beim Geldbeutel an. Ich schäme mich nicht, an diese Solidarität zu appellieren. Sie werden es nicht bereuen. Denn wir werden alles daran setzen, dass Urlaub bei uns ein einzigartiges Erlebnis bleibt. Dazu bin ich überzeugt, dass diese zugegebenermassen nicht einfache Situation uns alle näher zusammen führt. Freundschaften entstehen, die stärker als jede Währung sind.

Christoph Gysel

„Solidarität ohne persönlichen Verzicht ist Heuchelei.“
Egon P.S. Zehnder 

Donnerstag, 15. Januar 2015

Mein Lieblingsgast…?



Wen ich gerne einmal als Lieblingsgast bei mir beherbergt hätte? Die Frage der Journalistin überrascht mich. Schwierig. Ich hatte in den vergangenen Jahren viele spannende Gäste in meinem Haus. Von der Olympiasiegerin bis zum Bahnwagenreiniger. Klar, würde ich gerne noch weitere aussergewöhnliche Persönlichkeiten kennenlernen. Als politisch und kulturell interessierter Vielleser, beschäftige ich mich gerade mit Winston Churchill, dem grossen englischen Politiker (1874-1965). Eine spannende Persönlichkeit. Den hätte ich gerne kennen gelernt, habe ich der Fragerin geantwortet. Winston Churchill. Wissend natürlich, dass er seit 50 Jahren tot ist. Doch dieser Politiker, der England – und wohl auch ganz Europa – so prägte. Sein Land durch den 2. Weltkrieg führte. Und dabei so menschlich blieb. Er wäre ein optimaler Feriengast gewesen.

Nein, Churchill war kein verbissener Skifahrer. „Sport ist Mord“ das war für ihn nicht bloss eine Floskel. Übertriebener  Sport bringe nicht weiter. Davon war er überzeugt. Er war vielmehr ein Geniesser. Mit Churchill auf Hohsaas, bei einem Glas Heida das grossartige Panorama mit den 18 Viertausendern des Saastales bestaunen. Mit ihm am Abend zusammen zu sitzen, über Gott und die Welt zu diskutieren und genüsslich eine Zigarre rauchen, das ist eine grossartige Vorstellung. Er konnte so ehrlich sein, öffentlich bekennen: „Es ist einfacher eine Nation zu regieren als vier Kinder zu erziehen.“

Ein anderes Zitat von Churchill fasziniert und beschäftigt mich seit Jahren: „Man kann die Menschen in drei Klassen einteilen: solche, die sich zu Tode arbeiten, solche, die sich zu Tode sorgen, und solche, die sich zu Tode langweilen.“ Leider war der Geniesser Churchill nie in der Freien Ferienrepublik Saas-Fee. Hier kann man nämlich Arbeit und Sorgen vergessen. Und langweilig ist es bei uns auch nicht…


  Christoph Gysel

Mittwoch, 7. Januar 2015

Teuer und unfreundlich?



Das Urteil scheint klar: Schweizer Skiorte sind teuer und unfreundlich. So ist es in diesen Tagen jedenfalls im „Blick“ zu lesen. Und der, respektive seine Leser, müssen es ja wissen…
Natürlich könnte ich nun ganz süffisant darauf hinweisen, dass dies nur auf die Schweiz zutreffe. Sicher nicht auf die Freie Ferienrepublik Saas-Fee.
Auch könnte ich sachlich darauf hinweisen, dass so polemisch geführte Kampagnen weniger mit Fakten als mit Auflagesteigerung einer Zeitung im Januarloch zu tun haben.
Ich könnte allerdings auch zugeben, dass die Schweiz – nicht bloss die Skiorte – wirklich ein teures Pflaster ist. Als ob dies nicht schon jedermann wüsste…
Klar meine ich jedoch, dass wir in Sachen Freundlichkeit dranbleiben müssen. Egal, wie ich drauf bin: Ich will freundlich, kompetent und interessiert auf den Gast und seine Wünsche eingehen. Dies ist Arbeit. Nicht einfach gegeben. Und schon gar nicht an andern Orten mehr im Blut als bei uns. Freundlichkeit, Kompetenz zu erwerben, den Gast ernst zu nehmen, ist letztlich eine Entscheidung. Und zwar eine, die es jeden Tag zu fällen gilt.
Was mich allerdings an der „teuer und unfreundlich Kampagne“ stört ist, dass es dabei zu Pauschalverurteilungen kommt. Damit tut man all denen Unrecht, die wirklich täglich ihr Bestes geben. Freundlich und engagiert ihren Job leben.
Gerne lade ich Kritiker dazu ein, Freundlichkeit und Preis-/Leistungsverhältnis in der Freien Ferienrepublik Saas-Fee einmal zu prüfen. Vielleicht werden Vorurteile in unserem Ferienparadies gar korrigiert.

Christoph Gysel

„Wenn die Stewardess besonders freundlich lächelt, dann steht die Notlandung bevor.“
Michael Glos 


Freitag, 2. Januar 2015

Gedanken am Neujahrsmorgen




Ein wunderbarer Morgen. Wolkenfrei. Stahlblauer Himmel. Eine wunderbar verschneite Winterlandschaft. Majestätische Viertausender. Das neue Jahr präsentiert sich in der Freien Ferienrepublik Saas-Fee von der besten Seite. Das scheint echt verheissungsvoll. Macht neugierig auf mehr. Nur, ausser mir scheint dies kaum einer wahrzunehmen. Im Haus herrscht noch absolute Ruhe. Die Gäste müssen sich wohl noch von der Silvesternacht erholen. Und so verpassen sie den grossartigen Beginn des neuen Jahres.
Nein, ich hatte nicht den Mut, die Feriengäste zu wecken. Sie an diesem prächtigen Tag schon morgens auf die Pisten zu scheuchen. Allerdings beschäftigte mich plötzlich der Gedanke: Hoffentlich passiert das 2015 nicht zu oft, dass Menschen die grossartigen Augenblicke des Lebens verschlafen. Ich wünsche mir, die schönen Dinge im Leben zu erkennen und sie zu geniessen. Und freue mich für jeden, dem dies auch gelingt.
Falls es 2015 jedoch auch schwierige Augenblicke zu durchstehen gilt – und davon ist realistischer Weise auszugehen – dann empfehle ich nicht Schlaf wie am Neujahrsmorgen. Schöne Dinge, Erlebnisse, auch Erinnerungen tun dann gut. Vielleicht hilft auch ein inspirierender Aufenthalt in der Natur. Besser noch ein paar Tage im wunderbaren Saastal…
Alles Gute im neuen Jahr!   
Christoph Gysel

„Glück ist, wenn du alleine aufstehen und alleine pinkeln gehen kannst. Alles andere ist Bonus.“
Marius Müller-Westernhagen